TPLO (Tibial Plateau Leveling Osteotomy)

Entstehung

Die Tibiaplateau-Nivellierungsosteotomie (TPLO) ist ein Verfahren, das in den frühen 1990er Jahren in Eugene, Oregon, entwickelt wurde. Es war das erste Verfahren, das entwickelt wurde, um die aktive Biomechanik hinter der kranialen Kreuzbanderkrankung anzugehen (Quelle 1). Dr. Slocum stellte interessierten Kleintierchirurgen in den 1990ern die neue Operationsmethode vor und präsentierte beeindruckende Erfolge der TPLO. Zum Beispiel nahmen die Schlittenhunde nach der Operation wieder erfolgreich an den extremen Schlittenhunderennen in Alaska teil, und die Arthrose des Kniegelenks war nach der Operation geheilt.

TPLO Planung
Planung einer TPLO

Theorie

Die Grundlage der TPLO besteht darin, dass sie die Instabilität verhindert, die als „Vorschub des Schienbeins / Schublade“ bezeichnet wird und bei einem Riss des vorderen Kreuzbandes im Kniegelenk auftritt.

Hunde haben im Gegensatz zu uns Menschen eine schräge („Slope“) Gelenkfläche. Diese Neigung der Tibiaoberfläche liegt in der Regel zwischen 20° und 30°, kann aber im Extremfall sogar größer als 40° sein. Wie ein Wagen auf einer schrägen Fläche neigt die Gelenkwalze des Oberschenkelknochens dazu, diese Schräge hinunterzugleiten. Ein gesundes vorderes Kreuzband verhindert dies jedoch.

Anatomie Knieglenk Hund
Anatomie des Kniegelenks eines Hundes

Das vordere Kreuzband steht bei jedem Schritt, den der Hund macht, unter einer gewissen Spannung. Wird das Kreuzband beim Springen oder Laufen verletzt und beginnt zu reißen, kann es sich aufgrund der permanenten Anspannung nicht mehr selbst heilen. Eine Kreuzbandverletzung verursacht eine Entzündung im Kniegelenk. Entzündungsenzyme (Metalloproteasen), die bei einer Gelenkentzündung in großen Mengen produziert werden, greifen das bereits geschädigte Kreuzband und den Gelenkknorpel an. Das Kreuzband wird dann weiter geschwächt und es entwickelt sich eine Arthrose. Wie ein unter Spannung verrottetes Schiffstau reißt das vordere Kreuzband irgendwann vollständig, meist bei einer normalen Belastungssituation des Kniegelenks („Bagatelltrauma“). Zu diesem Zeitpunkt kann bereits eine fortgeschrittene Arthrose im Kniegelenk beobachtet werden.

Zur Symptomatik des Kreuzbandrisses schauen Sie diese Kapitel bitte an.

TPLO – Operationsmethode

Bei der Operation wird am oberen Ende der Tibia ein viertelkreisförmiger knöcherner Schnitt gesetzt. Die Gelenkfläche des Schienbeinknochens wird dann nach einem vorher berechneten Maß nach hinten gedreht. In dieser neuen Position wird er mit einer Knochenplatte und Schrauben fixiert.

Die Rotation reduziert die Neigung der Gelenkfläche. Das Ziel ist eine postoperative Neigung von 5°. Der Winkel zwischen dem Patellaband und der Gelenkfläche beträgt dann etwa 90°. In Versuchen wurde festgestellt, dass bei dieser Neigung der Vorschub des Schienbeins neutralisiert wird und die Spannung des vorderen Kreuzbandes (sofern es noch nicht vollständig gerissen ist) deutlich reduziert wird. Spätere Arthroskopien, die zwei Jahre nach einer TPLO durchgeführt wurden, konnten zeigen, dass bei 16 von 17 Hunden das gerissene Kreuzband noch existierte, dass der Gelenkknorpel, die Menisken und alle anderen Gelenkstrukturen völlig normal und gesund waren.

Um eine massive Arthrose des Kniegelenks zu vermeiden, sollte mit der Operation nicht gewartet werden, bis das Kreuzband vollständig gerissen ist. Idealerweise wird die TPLO bereits bei einem Kreuzbandanriss durchgeführt, um weiteren Gelenkschäden (Arthrose, Meniskusriss) vorzubeugen.

Ablauf der TPLO Operation

Das Wichtigste bei einer erfolgreichen TPLO-Operation ist die Erfahrung des Tierarztes als Operateur mit dieser Operationsmethode und die sehr genaue Planung. Darüber hinaus ist eine sorgfältige OP-Hygiene eine wesentliche Voraussetzung für einen unkomplizierten Wundheilungsprozess.

Am Tag der Operation sollte der Hund nüchtern sein, d. h. 12 Stunden ohne Nahrungsaufnahme, und seinen Spaziergang mit Notdurft erfolgreich absolviert haben. Nach einer kurzen Allgemeinuntersuchung mit besonderem Augenmerk auf Narkosefähigkeit wird dem Hund ein Venenkatheter gelegt. Nach einer Prämedikation mit Diazepam und Schmerzmitteln wird die Narkose mit einem kurz wirksamen Anästhetikum (Propofol) eingeleitet.

Der schlafende Hund wird dann in den Vorbereitungsbereich des Operationssaals gebracht, wo er nach der Intubation an die Inhalationsnarkose, die Narkoseüberwachung und die intravenöse Infusion angeschlossen wird. Nun wird die betroffene Gliedmaße in verschiedenen Ebenen geröntgt. Dies ist für die Planung der Operation notwendig.

Nach der Röntgenuntersuchung wird der Patient sorgfältig rasiert und gewaschen. Bis zum Transport des Hundes in den OP sind je nach Größe des Patienten ca. 2 Stunden vergangen. Im Operationssaal wird der Hund angebunden auf den OP-Tisch gelegt und mit künstlicher Beatmung an das Narkosesystem angeschlossen. Jetzt wird ein spezielles intravenöses Antibiotikum verabreicht. Das aseptisch vorbereitete OP-Team drapiert den Hund mit sterilen OP-Tüchern, die Haut der betroffenen Extremität wird mit sterilen Folien abgedeckt und der Instrumententisch mit allen notwendigen Instrumenten vorbereitet.

Jetzt beginnt die Operation:

Zunächst wird das Kniegelenk inspiziert. Besonderes Augenmerk wird auf Meniskusschäden, Gelenkknorpelschäden oder andere Weichteilverletzungen gelegt. Anschließend wird das Gelenk geschlossen. Anschließend wird die Haut auf der Innenseite knapp unterhalb des Kniegelenks geschnitten und die TPLO durchgeführt.

Der Hund wird nun vom Operationssaal in den Röntgenraum oder CT gebracht und es werden Kontrollröntgenaufnahmen gemacht, um den postoperativen Winkel des Schienbeinplateaus zu messen. Schließlich wird der tierische Patient in die stationäre Abteilung gebracht, wo er während der Genesungsphase von uns betreut wird. In der Regel erhält er für die nächsten 12 Stunden ein starkes Schmerzmittel und die Operationswunde wird mit kalten Kompressen gekühlt.

Am Abend kann der Hund vom Besitzer abgeholt werden – selbstverständlich erklären wir Ihnen in einer ausführlichen Abschlussbesprechung den Verlauf und die nächsten Schritte und Medikation.

Dauer Heilungsprozess TPLO

Unserer Erfahrung nach erholen sich die Patienten mit besseren Langzeitergebnissen als herkömmliche passive Stabilisierungs-techniken wie die extrakapsuläre laterale Nahtüberlappung. Bereits einen Monat nach der Operation können die Patienten ihr Gewicht gut tragen und machen Fortschritte bei der Heimphysiotherapie.

Mögliche Komplikationen der TPLO

Implantatkomplikationen wie Infektionen oder Schraubenlockerungen treten in einem kleinen Prozentsatz der Fälle auf und werden nach der Heilung mit geeigneten Antibiotika und Entfernung des Implantats behandelt.

Zu den schwerwiegenden Komplikationen gehören: postoperative Patellaluxation, Tibiafraktur, Implantatlockerung/-versagen und implantatbedingte Infektionen und Meniskusrisse (wenn die ursprüngliche Meniskektomie/Meniskusfreisetzung nicht durchgeführt wurde).

Zu den kleineren Komplikationen gehören: Infektion/Entzündung der Inzision (Schnittstelle), Serom und Wunddehiszenz (Auseinanderweichen der Wundränder).

TPLO Operation im Video

Referenzen

1 B Slocum, TD Slocum. Tibial plateau leveling osteotomy for repair of cranial cruciate ligament rupture in the canine. Vet Clin North Am Small Anim Pract (1993) 23:777–795.

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